Badisches Tagblatt, 29.07.2005

Der Räuber trinkt gerne Kaffee

Populäre Kinderbuch-Figur auf der Ettlinger Festspielbühne

von Ute Baumeister

In der Kasperlbude herrscht ausgelassene Partystimmung, sogar die Oma hüpft und tanzt, schließlich hat sie gerade eine wunderschöne Kaffeemühle bekommen.Doch die Freude währt nicht lange, denn der gefährliche Räuber jagt hinter Großmutters neuem Geschenk her. Weißt du was mir fehlt, fragt er frech. Eine neue Frau, mutmaßt die Oma. Ne, kontert der unrasierte Bösewicht: eine Kaffeemühle. Mit lockeren Sprüchen, schnellen Dialogen, gepfiffenen Melodien sowie geschmetterten Ohrwürmern entstaubt das marotte-Figurentheater den Kinderbuchklassiker „Räuber Hotzenplotz” von Otfried Preußler. Zwar ist die Story an sich nach wie vor spannend, aber eine dezente Modernisierung, das »belegte die im Rahmen der Ettlinger Festspiele dargebotene Inszenierung, schadet dem Abenteuer nicht. Den gefangenen Seppel ernannte der Räuber flugs zu seiner persönlichen HoHaHi (Hotzenplotz- schenhaushaltshilfe), Zauberer Zwackelmann lieferte sich urkomische Kämpfe mit einer Kartoffel und die verzauberte Fee schien der Muppetshow entschlüpft zu sein.

Unter der Regie von Eva Kaufmann entstand ein munteres Puppenspiel, dem die drehbare Kasperlbude eine hübsche Kulisse bot. Aber die eigentlichen Helden der knapp einstündigen Inszenierung waren Friederike Krahl und Carsten Dittrich. Mit unglaublicher Wandlungsfähigkeit und einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit schlüpften die beiden in alle Rollen, verstellten ihre Stimmen, jagten, suchten oder alberten um die Wette. Die kleinen Zuschauer jedenfalls litten mit ihren Helden, wie die vielen aufgeregten Zwischenrufe bei der Premiere bewiesen. Wie gut, dass am Ende alles wieder an seinen rechten Platz kam, so dass auch die übereifrigen Mitstreiter aus dem Publikum beruhigt nach Hause gehen konnten.