BNN, 16.01.2012

Ein ungleiches Paar

Schaf und Wolf bezauberten im marotte-Figurentheater

“Ein Glück, dass du mein Beschützer bist”, seufzt das Schaf hingebungsvoll und kuschelt sich an den Wolf. Doch der weiß gar nicht wie ihm geschieht. Eigentlich knurrt sein Magen wie verrückt und er hat das dumme Schaf doch nur aus seinem Stall gelockt, um es in Ruhe zu verspeisen. Auf einmal macht das Schaf einen auf Freund und himmelt ihn an, vertraut ihm gar, findet das toll und versteht partout nicht, was hier eigentlich “abgeht”. Wieder einmal beweist das marotte-Figurentheater wie wenig nötig ist, um großes und herzergreifendes Puppenspiel für Kinder zu bieten. Schon in der Version für Erwachsene bezauberte diese Geschichte dort einst. Jetzt genügen eine umgekippte Bierbank, die mal zur Rodelbahn, mal zur Hütte umfunktioniert wird, ein Schlitten mit braunem Fell, eine Servierplatte, ein Messer und ein poetisch angeleuchteter Mond, um Atmosphäre für die Kleinen zu schaffen.

Die beiden Hauptfiguren sind liebevoll gefertigte Figuren: der Wolf in Mantel und Schuhen neben dem Schaf mit Schal und Schuhen. Friederike Krahl regelt alles alleine auf der Bühne: Sie erzählt. baut um und spielt beide Puppen. Als Wolf grummelt diese begnadete Puppenspielerin vor sich hin, als Schaf piepst sie froh gelaunt und naiv. Humorvoll und doch immer sehr sensibel entwickelt sich die kleine Geschichte um Freundschaft und Vertrauen. Regisseurin Lisa Augustinowski lässt die Tiere reimen und Schlittenfahrten erleben. Der Wolf kreischt: “Schaf gleich macht’s bumm, dann kommst du um”. Doch sobald er zubeißen will, überrascht ihn das Schaf mit seiner treuherzigen Gutgläubigkeit. Nach einer Dreiviertelstunde spendet das Publikum begeisterten Beifall für die überaus gelungene Aufführung: ein Glück, dass es die marotte gibt!
Ute Bauermeister