Die Rheinpfalz, Dienstag, 01.03.2011

Geheimnisvolle Wesen im Müll

Sie hausen auf Müllplätzen, schwärmen für jede Form von Moder und Gestank: die Olchis. lm Karlsruher Figurentheater “marotte” ist jetzt eine Bühnenversion nach den bekannten und beliebten Kinderbüchern über die krötig gut modellierten Geschöpfe zu sehen.

“Mein Schimmelschnittchen”: welche Frau wird gerne so genannt? Schmatzen, Rülpsen und Pupsen: welche Kinder dürfen das und müssen sich dafür vor gesunden Lebensmitteln in Acht nehmen. Menschen? Muffel-Furz-Teufel, nein! Fragen Sie ihre Kinder, die kennen sich aus. Grüne Lebewesen mit drei Hörhörnern, langer Nase und Augen, die bei jeder (Un)gelegenheit für ein Nickerchen zufallen können, sind’s. Sie hausen auf Müllplätzen, schwärmen für jede Form von Moder und Gestank, sind allergisch gegen Sauberkeit und Blütenduft und ernähren sich von allem Weggeworfenen.

Das sind “Die Olchis” von Vera Kniss nach Erhard Dietls, im Oetinger Verlag erschienenen Kinderbüchern, krötig gut modelliert. Doch wer mehr über diese anarchische Gesellschaft erfahren will, die all das tut, was uns verboten ist, der sollte mit Olchiforscherin Brausewein Semmel alias Friederike Krahl auf Forschungsexpedition gehen.

lm Karlsruher Figurentheater “marotte” wird unter der Regie von Thomas Hänsel allen kleinen und weniger kleinen Kindern ein episodenhafter Einblick in das geheimnisvolle Treiben dieser seltenen und umweltgeschützten Wesen gegeben. Grüne Schleimspuren an der riesengroßen, zur Bühne gewordenen Mülltonne verraten dann auch gleich die ganze Olchifamilie.

Lecker, lecker nach Käsefuß stinkende Schuhe sorgen für Streit zwischen den Olchikindern. Olchioma feiert ihren gerade erfundenen Geburtstag und bekommt eine alte, gammelige Handtasche geschenkt, in der jedoch schon das stimmgewaltig protestierende Olchibaby nistet, während Olchigroßvater, ein großer Tüftler, dem Fahrradöl zuspricht.

Da unterläuft der Olchimutter beim Kochen der Stinkesuppe ein gravierender Fehler, sie kocht einen Apfel mit. Schon ist das Unglück passiert, sie bekommt bunte Punkte im Gesicht, eine Krankheit, die Olchis befällt, wenn sie frische Sachen essen.

Zum Glück kann die 0lchigroßmutter die Suppe und die Mutter retten. Allerdings findet das Olchibaby den Apfel- und wie das bei Kleinkindern so ist, es probiert ihn und Schwupps hat es ebenfalls bunte Punkte im Gesicht. Olchis Haustier, der Drache Feuerstuhl, schläft am liebsten 25 Stunden am Tag (?), Proteste aus dem Zuschauerrängen, Kluge Kinder! Als er nicht mehr schläft, unternimmt er mit der Olchifamilie gerne den einen oder anderen “Ausflug”.

Kaum sind die grünen Olchis mit ihm verschwunden, betritt ein blauer Olchi mit Schweizer Dialekt die Bühne. Oh je, der ist ganz das Gegenteil, räumt auf, putzt und zerstört die schöne Unordnung im Zuhause der grünen Olchis. Das gibt natürlich eine Aufregung bei der Rückkehr, aber in Windeseile wird die Mülltonne wieder zu einem gemütlichen Platz.

Den “Marotten” ist es mit dieser Aufführung wieder einmal gelungen, eine beliebte Kinderbuchreihe lebendig werden zu lassen. Dies wurde nicht zuletzt durch die rege Teilnahme des jungen Publikums bei der Premiere deutlich.