BNN Dienstag, 30.11.2021

Verzaubert im Weihnachtswald

Sebastian Kreutz begeistert mit dem neuen marotte-Stück „Wie weihnachtelt man?“

Opa Peter und sein Bastelkeller, da kann viel passieren. Immerhin sind Hammer, Zange und Säge immer parat – zur Säge später mehr. Diesmal hat er einen kleinen Wald gebastelt, in dem die Geschichte spielt, die er erzählt. Ihr Titel: „Wie weihnachtelt man?“
Alles fängt damit an, dass der Hase die Eule fragt, wie man „weihnachtelt“. Ihn zu verbessern, gibt die Eule bald auf, aber Weihnachten? „Weihnachten ist, wenn alle mir ein Geschenk bringen.“ Geschwind hoppelt der Hase zurück und erklärt es der Maus, dem Eichhörnchen und dem Specht, und alle machen sich anschließend auf, ein Geschenk zu basteln.

In der marotte hatte hiermit ein sehr witziges Kinderstück Premiere, in dem es oft turbulent und manchmal leise zugeht. Der Hase hat als erster ein Geschenk fertig: einen Glückshut. Also schaut er mal nach, was das Eichhörnchen gemacht hat. Das aber weint verzweifelt. Ihr Geschenk, ein hübsches Deckchen, ist ihm missraten, es hat so lange mit der Schere daran herumgeschnitten, bis es auseinandergefallen ist. Der Hase tröstet das kleine Tier und schenkt ihm den Glückshut. Und macht dann aus der Decke eine schöne bunte Blume.

Und so geht es weiter mit dem Specht und seiner Flöte und der Maus mit der aus Popcorn gefertigten Sonne (leider hat sie das Popcorn vor lauter Hunger schon aufgegessen) – allen misslingen die Geschenke, und alle werden mit einem Geschenk getröstet. Und das große Sonnenbild malen sie dann alle zusammen, der Hase taucht seine Füße in Farbe, das Eichhörnchen benutzt seinen buschigen Schwanz.

Sebastian Kreutz, bis 2011 herausragendes Mitglied im Schauspielensemble des Badischen Staatstheater und seit Jahren als Klinikclown und Figurenspieler tätig, gelingt es unter der Regie von Friederike Krahl auf Anhieb, mit den vielen Kindern im Publikum auf einer Ebene zu sein. Und immer wieder muntert er sie zu Kommentaren auf, die reichlich kommen und geht auf sie ein.
Virtuos spielt er nicht nur den bastelnden Opa, sondern auch die aus Holz gesägten Tiere, gibt ihnen eine jeweils unverkennbare Stimme, so dass die Geschichte sofort lebendig wird und ihr Witz überspringt. Einmal gibt es sogar Gelächter von den Eltern, als er vorschlägt, dass die Kinder so eine große Sonne auch mal zu Hause malen könnten – mit den Füßen, wie der Hase.

Am Schluss wollen alle der Eule die Geschenke überreichen, aber die hat inzwischen ein schlechtes Gewissen, und als der Hase sich einen Weihnachtsbaum wünscht, der glitzert und leuchtet, führt sie die anderen auf eine Lichtung tief im Wald. Und Kreutz verzaubert mit einem weißen Tuch und etwas Licht von hinten die mit Bäumen umstandene Lichtung und die Zuschauer derart, dass alle in einem verschneiten Wald stehen und die glitzernden Sterne und den leuchtenden Mond sehen und spüren und bestaunen. Und als Opa Peter setzt er sich daneben und spielt auf der singenden Säge ein Weihnachtslied.
Georg Patzer