Die Rheinpfalz, 30. März 2005

Voll Poesie und Spannung

Das neue „marotte”-Stück

Die aktuelle Inszenierung des Karlsruher „marotte“-Figurentheaters beginnt mit einer Fliege mit französischem Akzent und einem Maulwurf, der jeden Morgen folgendes macht: Er kehrt, gießt seine Blumen und trinkt Kaffee. Nur an einem Morgen ist alles anders, weil an diesem Morgen etwas Schreckliches passiert: Gerade als der kleine Maulwurf seinen Besen zum Kehren in die Hand nehmen will, spürt er etwas Rundes auf seinem Kopf, das da überhaupt nicht hingehört. „Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat“ (Regie: Friederike Krahl), das 40-Minutenstück nach dem Kinderbuch von Wolf Erbruch, das neu im Figurentheater in der Kaiserallee 11 zu sehen ist, erzählt die Geschichte von dem wütenden kleinen Maulwurf, der, um seinen unfreiwilligen „Hut“ loszuwerden, einiges über die ganz elementaren Dinge des Lebens lernen muss.

Auf der Suche nach demjenigen, der ihm seine stinkende Kopfbedeckung verpasst hat, hilft ihm nur die Fliege, die, wie im Übrigen alle anderen Tiere, denen der kleine Maulwurf begegnet, fulminant gespielt wird von Claudia Olma. Fast eine Dreiviertelstunde haucht sie der Möwe, dem Hasen, der Ziege, der Kuh, dem Schwein und dem Pferd mit so viel Charme und Professionalität Leben ein, dass die Reise zu den anderen Tieren, die für den kleinen Maulwurf mitunter ganz schön beschwerlich ist, zu einer Lustfahrt wird.

Und spätestens immer dann, wenn die Tiere dementieren, dem Maulwurf auf den Kopf gemacht zu haben, fängt der ausverkaufte Vorführsaal schon an zu lachen: „Nein, kleiner Maulwurf, das war ich nicht. Schau mal: Ich mach so!“ – und dann folgen die ganzen Rituale rund um die Hasenkügelchen, die Kuhfladen und die Pferdeäpfel. Danach ist der kleine Maulwurf zwar erleichtert, dass ihm von denen allen niemand auf den Kopf gemacht hat, aber immer noch schrecklich wütend und ratlos.

Als er traurig in seine Wohnung unter der Erde zurückgeht, fliegt ihm die Fliege, die Mitleid mit ihm hat, ins Ohr, und sagt ihm, wer es war: Hans Heinrich, der Metzgerhund! Erleichtert und glücklich macht sich der kleine Maulwurf auf den Weg zum Gegenschlag und macht dem schlafenden Hund auch auf den Kopf. Die Frage des kleinen Maulwurfs: „Hans Heinrich, weißt du, wie ich mache?“, sorgt bei den vielen Besuchern ab drei Jahre schon für Applaus vor dem eigentlichen Schluss einige Minuten später.

Da hat der kleine Maulwurf dann auch schon die Fliege aus lauter Dankbarkeit fast tot geküsst, den Hundehaufen von seinem Kopf weggemacht und ganz fest beschlossen, dass ihm nie mehr jemand auf den Kopf macht. Die Geschichte, wie der kleine Maulwurf zu seinem Recht kommt, ist voller Wahrheiten, Poesie, Spannung und schöner Figuren und unbedingt sehenswert.