BNN Montag, 10.10.2022

Die Faszination des Puppenspiels

Premiere von „Der Bär auf dem Försterball“ im ausverkauften Marotte Figurentheater ist ein voller Erfolg

Noch immer verbinden viele Menschen das Handpuppenspiel mit Kasperle, der sich beim jungen Publikum erkundigt, ob auch alle da sind. Fans des Figurentheaters wissen allerdings, dass es nicht nur Programm für sehr junge Besucher gibt, sondern angefangen mit Komödien über Krimis bis hin zu sozialkritischen Stücken für alle Altersschichten etwas geboten wird. Bei der Premiere des neuen Stücks „Der Bär auf dem Försterball“ am Samstag im Marotte Figurentheater sind in der Tat „alle da“, denn das kleine Theater ist ausverkauft. Von Kindern bis zu Damen und Herren im reiferen Alter erfreuen sich alle Generationen gemeinsam an der pfiffigen Komödie, lachen viel und klatschen begeistert.

An diesem Abend ist die Faszination des Puppenspiels greif- und erlebbar. Im liebevoll gestalteten Durchgangsbereich des Gasthauses zum zwölften Ende erscheint der erzählende Kellner, in Person von Puppenspieler Thomas Hänsel, zwischen den einzelnen Szenen und interagiert mit dem Publikum. Zwischen den typischen Dekorationen einer Jagdwirtschaft, hängt ein Bild mit einem Hirsch, welches sich nach oben ziehen lässt und den Blick auf die Bühne gewährt.

Bereits in der ersten Szene, als der leidenschaftliche Jäger Hubert versucht, seinem Freund Rüdiger das Jägerhandwerk näher zu bringen, was zu einer Fülle brüllend komischer Situationskomik führt, zeigt sich, was alles nötig ist, damit Puppenspiel funktioniert. Neben gut gewählten Stimmen für die einzelnen Figuren und der Fähigkeit des Puppenspielers, die gesamten Emotionen ohne Mimik transportieren zu können, ist es vor allem die handwerkliche Kunst, die für das Gelingen eines Stücks in der Regel elementar ist. Von den detailreichen, karikaturesken Gesichtern, die augenblicklich ihren Platz in den Herzen der Zuschauer finden, über die kleinen Försteroutfits bis hin zu den Miniaturgewehren wirkt alles stimmig und rund. Als Bär Schmolke die Szenerie betritt, lässt sich ein spontanes „Gott ist der süß!“ aus dem Zuschauerraum vernehmen.

Als leidenschaftlicher Kostümfestbesucher möchte er dieses Jahr einmal nicht als Marienkäfer gehen, sondern etwas besonderes tragen. Nachdem beim Kostümverleih das Karl-Lauterbach-Kostüm bereits vergriffen ist, findet er sich schließlich nicht nur im Outfit eines Oberförsters wieder, sondern landet auch statt beim Kostümfest auf dem großen Jäger- und Försterball in Bad Losungen. Nebenbei entwickelt sich eine Romanze.