Klappe auf, 01.02.2023

Waren es im vergangenen Jahr noch corona-getrübte Umstände, die die marottinale kleiner als gewohnt ausfallen ließen, so hat sich das Figurentheaterfestival in diesem Jahr sichtlich erholt: „Wir haben Herbst und Winter durchgespielt und erfreuen uns einer sehr guten Resonanz“, sagt der Leiter des Figurentheaters marotte, Thomas Hänsel, der vom 2. bis 5. März die 17. Festivalausgabe angesetzt hat.

Eröffnet wird im Domizil im Theaterhaus mit der in Frankfurt lebenden Sarah Wissner. Ihren Kasperl-Thriller „The Dark Trullala“ (Foto links) hatte sie zwar im vergangenen Jahr schon einmal im regulären Abendprogramm gezeigt, doch wollte Hänsel der jungen Spielerin beim Festival ein prominentes Podium geben: „Das ist einfach ein tolles Stück“. Mit „Tri Tra Trullala“ führt sich gern der Kasper ein, der für die Kinder ein gar lustiger Gesell zu sein scheint. Doch für die Erwachsenen bekommt der Kasper schnell auch eine dunkle Dimension, schließlich ist er ein Cousin des britischen Rüpels Punch. Für Sarah Wissner wird der Kasper sogar zum puren Alptraum, denn während sie auf einem Bett liegt und schläft, beginnt sich etwas unter der Bettdecke zu bewegen, das sich als gar nicht so harmlos entpuppt.

Als Publikumsliebling dürfte das Theater Zitadelle am Freitag, 3. März, mit dem fünften Teil seiner Berliner Stadtmusikanten locker das Kulturzentrum Tollhaus füllen. Frau Kuh, Herr Wolf, Frau Katz und Herr Spatz haben diesmal ein Hotel aufgemacht, um Ihrem Lebensabend einen Sinn zu geben: Das „Grand Hotel Grimm“. Die Lebensgeister der älteren Herrschaften werden allerdings durch unvorhergesehene Ereignisse auf Trab gehalten. Illustre Wesen aus der grimmschen Märchenwelt checken ein und es entwickelt sich ein Geschehen aus anrührenden Lebensbekenntnissen und tierischem Spaß.

Erstmals bei der marottinale gibt es am Samstag, 4. März, in der marotte um 19 Uhr eine Familienvorstellung. Die Exen spielen für Menschen ab 7 Jahren „Heidis Geheimnis“ (Foto rechts), eine Geschichte vom Zelte abbrechen und aufschlagen, vom Weggehen und Heimkommen. Marotte-Spielerin und Regisseurin Frederike Krahl hat für das Theater aus Neuhaus am Inn die Regie besorgt, die Puppen stammen vom Thüringer Holzschnitzer Udo Schneewiß, der als einer der besten seiner Zunft gilt. Als Late-Night-Show gibt es um 22 Uhr mit „Scham | Lippen“ die Diplomarbeit dreier Berliner Figurentheaterstudentinnen zum Thema Schamgefühl und Sexualität.

Aber auch die fünf Kinderstücke, die vom 2. bis 5. März tagsüber auf dem Programm stehen, versprechen sehenswertes zeitgenössisches Figurentheater, das wie „Frau Holle“ des Theaters O.N am Samstag, 4. März, um 11 Uhr mit moderneren Mitteln, Schauspiel, Objekttheater und Puppenspiel arbeitet.
Für Hänsel soll die 17. marottinale die Vorletzte sein, denn im Oktober 2024 will er den Stab der Theaterleitung weitergeben: „Das ist auch gut so, denn die Jungen sind doch anders drauf. Sie arbeiten assoziativ und finden es heute zum Beispiel gar nicht mehr so wichtig, eine Geschichte zu erzählen“, so Hänsel über aktuelle Entwicklung in seinem Genre. Doch dafür scheint die marottinale in diesem Jahr ganz schön jung geblieben.