BNN Freitag, 24.02.2023: Albträume und Kissen-Kitzeln

Umfangreiches Programm beim Figurentheaterfestival „marottinale“ vom 2. bis zum 5. März

Albträume und Kissen-Kitzeln

Wie düster kann Kaspertheater sein? Ziemlich düster. Das verspricht zumindest schon mal der Titel: „The Dark Trullala“ heißt das Stück, mit dem das Karlsruher Figurentheater marotte sein diesjähriges Festival „marottionale“ eröffnet.
Puppenspielerin Sarah Wissner hat dieses Solostück aus dem gleichen Antrieb heraus entwickelt, der auch den Karlsruher marotte-Chef Thomas Hänsel immer wieder zu schwarzhumorigen Produktionen antreibt: Sie stellt sich dem Klischee entgegen, dass Figurentheater nur Programm für Kinder bieten könne. „Ich wollte das Bild mit neuen Farben malen“, kommentiert Wissner ihr Stück, das sie bereits beim renommierten Internationalen Figurentheaterfestival in Erlangen präsentiert hat – gewissermaßen bei der Berlinale des Figurenspiels.
Am Donnerstag, 2. März, ist nun in Karlsruhe zu erleben, wie eine junge Frau im Traum die Kontrolle verliert. Sarah Wissner stellt in diesem Stück die Machtverhältnisse zwischen Spielerin und Figur auf den Kopf, wenn der Kasper und sein Gefolge selbstständig werden und versuchen, die Spielerin ihrer Macht zu berauben. Festivalleiter Hänsel verspricht augenzwinkernd einen „albtraumhaften Auftakt“, der freilich dennoch ästhetische Unterhaltung bieten soll. Noch eigenwilliger geht es bei einem Late-Night-Gastspiel am Samstag, 4. März, ab 22 Uhr zu: Drei Studentinnen der Berliner Hochschule für Schauspielkunst zeigen ihre Diplomarbeit zum Thema Tabuisierung und Schamgefühl in Bezug auf Sexualität. Der Titel: „Scham I Lippen – eine szenische Objektsauerei“.
Wem das zu deftig klingt, der ist wahrscheinlich besser aufgehoben am Abend davor, am 3. März, ab 20 Uhr im Tollhaus: Dort geben die mittlerweile auch in Karlsruhe sehr beliebten „Berliner Stadtmusikanten“ des Theaters Zitadelle erneut ein Gastspiel.
Ebenfalls aus Berlin stammen fast alle Kinderstücke, die bei der „marottinale“ zu sehen sind. Am Freitag, 3. März, ist für 11 Uhr eine vergnügliche Parabel um Streit und Frieden angekündigt. „Du hast angefangen! Nein du!“ heißt das Stück, das Annegret Geist mit viel Knete für Zuschauer ab vier Jahren in Szene setzt. Das Theater ohne Namen bringt am Samstag, 4. März, ab 11 Uhr „Frau Holle“ auf die Bühne, das Theater Zitadelle ab 15 Uhr die weibliche Version des gestiefelten Katers: „Die gestiefelte Katze“.
Familientauglich ist auch das Gastspiel am frühen Samstagabend: Ab 19 Uhr zeigen „Die exen“ aus Neuhaus am Inn das Stück „Heidis Geheimnis“. Dort wird die bekannte Vorlage um das Mädchen Heidi nach Norwegen verlegt – und das Mädchen Tonje erlebt Abenteuer in den nordischen Bergen.
Und am letzten Festivaltag, 5. März, erzählt erneut Sarah Wissner von Träumen. Diesmal allerdings ohne „Dark Trullala“, sondern in einer Kinder-Produktion des Figurentheaters. In dem Stück „Kissen – sonst nix!“ für Menschen ab vier Jahren geht es um die Frage, wo man Träume wiederfinden kann, wenn sie nach dem Aufwachen nicht mehr da sind. Die Lösung: in den Kissen. Die haben sich nämlich alles gemerkt. Aber kann man all diese verborgenen Geschichten aus ihnen wieder herauszukitzeln? Das lässt sich in der Sonntags-Vorstellung ab 11 Uhr erleben, bevor ab 16 Uhr dann Sven Mathiasen aus der Schweiz mit „Armstrong“ von der „abenteuerlichen Reise einer Maus zum Mond“ erzählt.
Service
Figurentheaterfestival „marottinale“ vom 2. bis 5. März. Infos unter www.marotte-figurentheater.de.
Die Puppe übernimmt die Kontrolle: Dieses Szenario entwickelt Sarah Wissner in ihrem Stück „The dark Trullala“, mit der das Festival „marottinale“ eröffnet wird. Foto: Kim Mauer