Die Rheinfpalz, 04.11.2013

Djangos Rache

Das Karlsruher Figurentheater “marotte” brilliert mit “Django – Die Rückkehr”

Ein höchst witziges Stück gibt es jetzt im Karlsruher Figurentheater “marotte“ zu sehen: “Django – Die Rückkehr”. Es Ist die Geschichte einer Rache, die nicht so verläuft, wie man sich das wohl gedacht hat.

Django zahlt heute nicht. Und Django schießt heute auch nicht. Erstmal. Denn Django hat etwas Wichtigeres vor: Nach vielen Jahren Zwangsarbeit kehrt er in seine Heimatstadt Doomstown zurück, um sich an dem zu rächen, der ihn dazu verurteilt hat: Gouverneur McBraddock. Aber ganz so einfach ist es nicht. Denn nicht nur ist der Sarg, den er ständig mit sich herumschleppt, so schwer, dass er ihn manchmal kaum von der Stelle kriegt, seinen Eltern geht es auch nicht gut: Schon seit vielen Jahren hatten sie keinen Gast mehr in ihrem Saloon, der beste Kunde ist der Vater selber, der sich darüber aufregt, dass seine Frau immer die Fenster putzt: “Als wenn dadurch irgendein Gast kommen würde.” Und dann ist da auch noch der korrupte Sheriff mit seinen Gehilfen, gekauft vom Gouverneur. Und Alice, McBraddocks hübsche Nichte, die natürlich sofort ein Auge auf Django geworfen hat.

Noch immer hat der Gouverneur die Fäden in der Hand und erpresst Django zu drei Aufgaben. So soll er ein Pferd von der Weide stehlen. das vom den Männern des Sheriffs bewacht wird. Aber die kann er betäuben, indem er ihnen “Sandmännchensand” in die Augen streut. Und dann soll er Alice einen Ring vom Finger und das Bettlaken abluchsen: “Flachlegen? Das ist einfach”, sagt Django. Auch die Aufgabe löst er bravourös. Und am Schluss sind fast alle tot und Django bleibt nicht bei der schönen Nichte des bösen Gouverneurs, sondern fährt allein mit dem Zug weg. Gespielt wird dieser “Western, verdammt frei nach den Brüdern Grimm“ von Thomas Hänsel, Carsten Dittrich und Claudia Olma, die einen Lokheizer, einen Pfarrer und eine alte Hure spielen. Diese sind bei Djangos Trauerfeier dabei, die ein alter Indianer für ihn hält.

Sie führen nicht nur die Marionetten und die lebensgroße Indianerfigur, sondern machen auch die Windgeräusche und das Geierkrächzen, das Türknarren, die Pistolenschüsse, das Schlafsandklingeln und die Westernmusik auf Kazoos. Mit einem aufklappbaren Sarg, der zur Bühne wird, an den man Sonne oder Mond ganz nach Belieben anheften kann, mit einem variablen Bühnenbild und vor allem mit der marottinalen Spielfreude, Lebendigkeit und Witz werden in einer guten Stunde die Mythen und Klischees der Männerwelt des Western kräftig durch den Kakao gezogen. So wenn Django meint, er sei ein Desperado und dann erklärt wird, was das ist, “laut Wikipedia”.

Es ist ein fantasievolles Spektakel, mit wenigen Mitteln detailreich auf die Bühne gebracht, fesselnd und spaßig. Und wer will, kann natürlich neben Scherz, Satire und Ironie auch noch eine tiefere Bedeutung entdecken: dass die raue Männerwelt einsam macht, dass wer Macht hat, sie auch ausnutzt, dass die Frauen immer die Verlierer sind. Aber auch die Männer; denn am Schluss bleibt Django einsam, und sein Indianerfreund, der seit vielen Jahren ein Messer im Rücken hat, auch. (pag)