BNN, 03.05.2017

Schwierige Freundschaft

Für Kinder ab vier: In der marotte hatte das Stück “Kuh Lieselotte” Premiere

Es ist gleich von Anfang an eindeutig: Heiner, der Postbote, und Bäuerin Roswitha finden Gefallen aneinander. Entzückt blicken sie sich an, als Heiner mit einem großen Paket auf Roswithas Bauernhof steht. Ein paar Momente später hat die Bäuerin ihn schon zu sich in die Stube auf einen Kaffee eingeladen. Doch da haben die beiden Turteltauben die Rechnung ohne die Kuh Lieselotte gemacht: Mit unverhohlener Abneigung stellt sie sich dem Eindringling in den Weg und erschrickt ihn so sehr, dass er das Paket für Roswitha fallen lasst und der Inhalt zerbricht. Und auch danach sorgt die eifersüchtige Kuh dafür, dass der Postbote ihrer besten Freundin so selten wie möglich nahe kommen kann.

Wie Heiner es doch noch schafft, Lieselottes Vertrauen zu gewinnen, das können sich Kinder ab vier Jahren ab sofort im marotte-Figurentheater ansehen, wo “Kuh Lieselotte” nun Premiere feierte. Gleich drei Geschichten aus den überaus beliebten Lieselotte-Bilderbüchern von Alexander Steffensmeier hat der Regisseur Jorg Bretschneider, der auch das Stuck schrieb, zu einer Gesamtgeschichte zusammengefugt. Gespielt werden die Kuh, Heiner, Roswitha und die verrückten Bauernhof-Hühner von Thomas Hansel auf einer mobilen Bühne in Form eines im schönsten postgelb gestrichenen Paketautos, das voller Überraschungen steckt. Da wird der Laderaum mal zum Wohnzimmer und mal zum kleinen Dorf, die Fahrerkabine zum perfekten Ort für ein spannendes Schattenspiel und ein großes Paket auf der hinteren Ladeflache entpuppt sich als Miniaturbühne, auf der Roswithas Bauernhof zum Leben erweckt wird. Und auch die einzelnen Figuren werden den jungen Zuschauern immer wieder in neuen Formen präsentiert — als Handpuppen, Schatten- oder Stabfiguren. Angereichert mit ein paar Musikeinlagen von den Beatles, wird daraus ein äußerst vergnügliches, witziges und ganz kurz auch ein klein wenig gruseliges Stück, das — zumindest das Premieren-Publikum — in große Begeisterung versetzte.
Martha Steinfeld