Schwetzinger Zeitung, 17.06.08

Selbst die Erwachsenen mussten lachen

Kindertheater in der Gemeindebücherei: marotte Figurentheater aus Karlsruhe hat den „Kleinen König” im Gepäck

Ach, König müsste man sein! Dann bestünde das Leben aus einem einzigen Spaß und vielen interessanten Abenteuern. So jedenfalls ergeht es dem „kleinen König”, mit gleichnamigem Titel in die Gemeindebücherei mitgebracht vom marotte Figurentheater.

Was Puppenspieler Carsten Dittrich da an diesem Donnerstagnachmittag abliefert, hat ohne Zweifel alles, was ein gelungenes Kindertheater mitbringen muss. Witz und Klamauk, Aktion, eine kleine blaublütige Puppe mit knallgelber Krone, die so vorwitzig dreinschaut, wie sie später von Dittrich zum Leben erweckt wird und letztlich ein farbenfrohes wie kreatives Bühnenbild.

Das Licht geht an und gibt den Blick frei auf die Wohnung des kleinen Königs. Rechts befindet sich ganz augenscheinlich das Bad, mit obligatorischem Duschvorhang, eine Leiter führt schräg nach oben und eine Gießkanne wird später im Verlaufe der Inszenierung gar für echtes Wasser sorgen.

Sicher ist es einer der witzigen Höhepunkte, wenn Pferd Grete beinahe verzweifelt versucht, sich in die viel zu kleine Dusche zu zwängen und damit auch den Erwachsenen so manchen Lacher entlockt. Carsten Dittrich, einer aus dem vielköpfigen Karlsruher Puppenspieler-Ensemble, agiert im offenen Spiel. Mit seiner Weste, der schwarzen Fliege und der niedlichen Brille könnte er gerne auch in die Rolle des Buchhalters schlüpfen. Im Gemeindezentrum allerdings ist er an diesem Nachmittag Erzähler, Schauspieler und Butler zugleich. Immer wieder wird er zu kleinen Improvisationen gezwungen, geht er gekonnt auf die lautstarken Anregungen der jungen Zuschauer ein, die damit dokumentieren, dass er sie längst in Bann gezogen hat.

Da darf durch seine Freude am eigenen Spiel, die ihn unweigerlich ein wenig ins Schwitzen bringt, dann auch die Geschichte selbst in den Hintergrund treten. Alleine die vielfaltigen Versuche, bis der kleine König und seine drei Freunde – das sind Lieblingspferd Grete, die Katze Tiger und Wuff, der Hund – das geeignete Gleichgewicht zum Wippen hergestellt haben, linden bei den Kindern großen Anklang.

Vorher allerdings beginnt nach einem schrillen “Guten Morgen” seiner Hoheit, so ein königlicher Tag zunächst einmal mit etwas Frühsport Vom Waschen allerdings hält der kleine Held hingegen wenig. Das junge Publikum mochte es ihm nicht verdenken. Wenn dann allerdings die Nacht beginnt und Grete beim König übernachten soll, im viel zu kleinen Bett wohlgemerkt, dann bildet dies ein heiteres, wenn auch schlafloses Unterfangen. Da gibt es,

schlägt Butler Dittrich vor, nur eine mögliche Lösung: die vier Freunde begeben sich in Gretes Stall und übernachten dort. Eine wahrlich anheimelnde friedliche Atmosphäre, die sich dem jungen Publikum da offenbart.

Und am kommenden Morgen ist dann auch wieder Zeit für Frühsport und jede Menge neue Abenteuer.

 

Kay Müller