Heilbronner Stimme,  April 2010

Abtauchen in die Geschichtenwelt

Kindergartenkinder besuchen Figurentheater und den kleinen Eisbären

Alle sind erleichtert:  Zum Glück haben sich der kleine Eisbär Lars und sein Papa am Ende doch noch wiedergefunden. Spannend war es bis zur letzten Minute.  Aber auch so lustig, dass Emiliy, Flora-Jane und Sandra zwischendrin gar nicht mehr aus dem Lachen herauskamen. Auch die anderen rund 250 Kindergartenkinder haben alles um sich herum vergessen.

“Der kleine Eisbär” heißt das Stück, dem sic mit gespannter Begeisterung folgen, und das am Mittwochvormittag im Alten Sitzungssaal vom Marotte-Figurentheater aus Karlsruhe gezeigt wird.

Sofort haben die jungen Zuschauer ab drei Jahren Lars, die niedliche Hauptfigur mit den großen Kulleraugen und dem kuscheligen Fell, ins Herz geschlossen: Authentisch bewegt er sich und spricht, dass man glauben könnte, er sei echt. Auch sein Papa und die anderen Figuren wie das Nilpferd Hippo oder der Adler Drago sind so liebevoll gestaltet und werden von Diplom Puppenspielerin Friederike Krahl so feinfühlig in ihren Charakteren und Bewegungen dargestellt, dass sich die Kinder sofort mit ihnen und ihren Gefühlen identifizieren können.

Da weiß man gleich, wie das ist, wenn man sich gegenseitig hilft und tröstet. Oder wenn man sich plötzlich verlassen fühlt. So wie der kleine Lars, der auf einer Eisscholle ganz allein vom Nordpol hinaus aufs Meer bis nach Afrika treibt. “Das Suchen, Finden, Verlassen sein und die Geborgenheit durch die Eltern – das alles sind Themen, die in dieser Altersstufe besonders intensiv wahrgenommen werden”, sagt die Leiterin der Nordheimer  Ortsbücherei, Dagmar Risel, die das Figurentheater eingeladen hat: “Der Schritt in den Kindergarten muss von den Kindern erst einmal verarbeitet werden.” Dass ein solches Stück dabei helfen kann, weiß auch Marotte-Mitglied Friederike Krahl, die alleine die gesamte Aufführung bewerkstelligt, vom aufwendigen Auf- und Abbau bis hin zur Bedienung der Technik und natürlich dem sympathischen Sprechen und Bewegen der einzelnen Rollen.

Das alles funktioniert nur mit einer professionellen Ausbildung: “Und man braucht viel Erfahrung mit Kindern”, so die Puppenspielerin, die ein Schauspielstudium absolvierte und das Stück schon überarbeitete, bevor es zum Filmhit wurde. “In dieser Altersgruppe ist es wichtig, einen überschaubaren zeitlichen Rahmen anzuhalten und einfache Geschichten in ruhiger Atmosphäre zu präsentieren”, erklärt Friederike Krahl.

Ganz bewusst hat Dagmar Risel deshalb das marotte Figurentheater eingeladen: “Stücke, die die Kinder vom Fernsehen her kennen, können sie im Theater auf pädagogisch wertvolle Art sehen. Da ist ein richtiges Abtauchen in die Geschichtenwelt möglich, ohne dass sie überfordert werden .”

Elke Khattab